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Im Sommersemester 2021 hat die 20-jährige Studentin Selina Höhl, die bereits bei den Kommunalwahlen 2021 in Fulda für BÜNDNIS C – Christen für Deutschland auf Kreis-, Gemeinde- und Ortsebene kandidiert hat, an der Justus-Liebig-Universität Gießen die neue politische Hochschulgruppe „Christen für Gießen“ gegründet, die mit einer Liste von 12 Kandidaten an den diesjährigen Hochschulwahlen teilnehmen wird. Im Wahlprogramm der neu gegründeten Hochschulgruppe „Christen für Gießen“ heißt es:
Wir „Christen für Gießen“ stehen für eine Hochschulpolitik nach Gottes Maßstäben. Das politische Grundprinzip unseres biblisch fundierten Ansatzes ist der Relationismus, d.h. die Erkenntnis, dass der Mensch nur in Beziehungen leben kann. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität erhalten ihre wahre Bedeutung nur im Kontext von Beziehungen – mit anderen Menschen und mit Gott.
Denn Gott hat die Welt aus Liebe erschaffen und den Menschen als Sein Ebenbild und Gegenüber in besonderer Weise ausgezeichnet. Deshalb sind alle Menschen in den Augen Gottes gleich wertvoll, denn sie haben von Ihm dieselbe Würde empfangen. Aufgrund dieser Erkenntnis hält das Grundgesetz in Artikel 1 fest: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Die Würde des Menschen als Beziehungswesen schließt allerdings die Verantwortung für unsere Mitmenschen mit ein. So enthalten die Freiheitsrechte zugleich auch die Pflicht, sie Andersdenkenden zu gewähren, und das Recht auf Selbstbestimmung kann nicht über dem Lebensrecht der anderen stehen. Während die einen mehr Gleichheit herstellen und die anderen ihre Freiheit erhalten wollen, bringt erst ein beziehungsorientiertes Denken das Potenzial von Mitmenschlichkeit, Respekt und wertschätzendem Umgang und damit das Herzstück unserer jüdisch-christlichen Tradition in vollem Umfang zur Geltung.
So gründen die Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Gewissensfreiheit in der Ethik der Bibel und sind konstituierend für unseren freiheitlichen Rechtsstaat geworden. Allerdings wird in den Schulen und Universitäten, an den Arbeitsplätzen und im Bereich der Politik der christliche Glaube zunehmend und in vielfacher Weise auf die Probe gestellt. Die Relativierung moralischer Grundsätze, eine lustbetonte Lebensgestaltung, die Absolutsetzung ökonomischer Ziele, ein standortloser Pluralismus und die Entwürdigung des menschlichen Lebens unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit sind dabei einige der Herausforderungen, die es in erhöhtem Maße zu erkennen gilt.
Als politische Hochschulgruppe „Christen für Gießen“ wollen wir Antworten aus der Sicht des christlichen Glaubens entwickeln und in den hochschulpolitischen Alltag einbringen, christlich begründete Positionen erarbeiten, sie argumentativ kommunizieren und so unsere Kommilitonen zur Mitverantwortung ermutigen.
Zugang christlicher Hochschulgruppen zur JLU Gießen
Zunehmend verwehren Hochschulgremien, Hochschulleitungen und Studentenwerke religiösen Hochschulgruppen bzw. studentischen Initiativen den Zugang zum Campusleben. Dies geschieht oft durch die Verweigerung der Akkreditierung als Hochschulgruppe, sodass Räume der Universitäten nicht mehr genutzt werden dürfen und andere öffentliche Auftritte auf dem Campus untersagt werden (z.B. Nutzung von Werbeflächen, Verteilen von Flyern, Teilnahme an Informationsveranstaltungen, Infostände, Gesprächscafés). Betroffen davon sind auch christliche Gruppen wie die vereinsrechtlich organisierte Bewegung Studentenmission in Deutschland (SMD), Campus für Christus und konfessionell geprägte Hochschulgemeinden.
Die auf Art. 4 GG beruhende Religions- und Weltanschauungsfreiheit erlaubt es Studenten, auch an der Hochschule ihren Glauben zu leben. Daher darf auch religiösen Gruppen der Zugang zum Campusleben nicht versagt werden. Der weltanschaulich und religiös neutrale Staat identifiziert sich zwar mit keiner bestimmten Religion oder Weltanschauung, hat aber dennoch eine offene und Glaubensfreiheit fördernde Haltung. Art. 4 Abs. 1 und 2 GG gebieten im positiven Sinn, den Raum für die aktive Betätigung der Glaubensüberzeugung und die Verwirklichung der Persönlichkeit auf weltanschaulich-religiösem Gebiet zu sichern (so: BVerfGE 138, 296 f.).
Hochschulen sind ein Lebensraum, der mit seinen vielfältigen Angeboten weit über den Auftrag der wissenschaftlichen Forschung und Lehre hinausgeht. Die Neutralität des Staates gebietet dabei eine Gleichbehandlung studentischer Aktivitäten. Diese ist nicht gewährleistet, wenn sportliches, musikalisches oder gesellschaftspolitisches Engagement der Studenten durch das Zurverfügungstellen von räumlichen oder finanziellen Ressourcen gefördert wird, jedoch religiöse Angebote wie z.B. Universitätsgottesdienste untersagt werden. Universitäten sind Orte des freien und offenen Meinungsaustausches. Dieser gelingt besonders dann, wenn auch pluralistische weltanschauliche Positionen in die Diskussion eingebracht werden. Die durch Art. 5 Abs. 3 GG garantierte Wissenschaftsfreiheit gilt darum z.B. auch für Vortragsveranstaltungen zum Verhältnis von Glauben und Wissenschaft.
Christliche Studentengruppen wie SMD, Campus für Christus und andere leisten einen wichtigen Beitrag zum sozialen Miteinander und wissenschaftlichen Diskurs an den Hochschulen. Ihre Akkreditierung und Ausstattung mit Ressourcen darf nicht wegen ihrer christlichen Ausrichtung untersagt werden. Ihre Mitglieder sollten daher ihren Glauben durch religiöse Handlungen, einladende Aktionen und Beiträge zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf dem Campus leben dürfen.
Wir „Christen für Gießen“ unterstützen deshalb die Forderung, christlichen Hochschulgruppen auf Basis der freiheitlichen demokratischen Grundordnung den gleichberechtigten Zugang zum Campusleben zu ermöglichen.
Freiheit von Forschung und Lehre
Wir „Christen für Gießen“ begrüßen einen freien Wettbewerb von Hochschulen im Sinne der freien Meinungsäußerung und der Freiheit von Forschung und Lehre.
Als christlich motivierte Verantwortungsträger achten wir darauf, dass besonders im Bereich biblisch-christlicher Lehre bzw. der Theologie und Religionswissenschaft alle Lehrkonzepte zugänglich sind. Keine Lehrtradition darf durch die Vertreter der dominierenden Sichtweise totgeschwiegen werden und in Vergessenheit geraten. Jede Sicht hat ein Recht auf faire und angemessene Darstellung durch eigene Vertreter.
Als „Christen für Gießen“ fordern wir daher, den weltanschaulich einseitigen Missbrauch der Hochschulen zu unterbinden. Wir fordern, Bedingungen zu schaffen, unter denen wirklich das beste Argument und nicht das weltanschauliche Klima zur Durchsetzung einer Idee beiträgt. Beispielsweise sind hier die Konflikte zwischen Schöpfungslehre und Evolutionslehre oder dem traditionellen Konzept von Ehe und Familie und dem Gender-Mainstreaming zu nennen.
Wissenschaftliche Leistungen sind aufgrund ihrer fachlichen Inhalte und sachlich begründeten Argumentationen zu beurteilen, während Punktabzüge wegen der Verwendung des generischen Maskulinums als unverhältnismäßig abzulehnen sind.
Deshalb fordern wir „Christen für Gießen“:
✓ den wissenschaftlichen Diskurs statt politischer Korrektheit
✓ die Freiheit von Forschung und Lehre
✓ Debattenkultur statt tendenziöser (Selbst-)Zensur
✓ Information und Wissen uneingeschränkt und neutral zugänglich zu machen
✓ Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe zu beenden
Umwelt und Soziales
Wer sich zurzeit auf dem Universitätsgelände aufhält, genießt die Pausen an der frischen Luft. Dabei fällt auf, dass auf den Außenanlagen der Universität oftmals ausreichend Mülleimer fehlen und die wenigen Mülleimer kaum Mülltrennung ermöglichen.
Zudem ist es bequemer, nachhaltiger und günstiger, mitgebrachte Flaschen an der Uni mit Wasser aufzufüllen, als gefüllte Wasserflaschen von zu Hause mitzuschleppen. Deshalb wünschen wir uns zusätzliche Wasserspender auch auf dem Außengelände, um so in Corona-Zeiten den Publikumsverkehr im Gebäude etwas zu verringern. Denn dann muss man sich nicht jedes Mal das Wasser unter Einhaltung der Hygieneregeln erst wieder im Gebäude holen.
Und wir „Christen für Gießen“ begrüßen Kinder an der JLU. Wir unterstützen die bestehenden Angebote der JLU für studierende Eltern und setzen uns ein für eine umfangreichere Beratung zum Thema “Studieren mit Kind”, damit das Kind kein Hinderungsgrund für das Studium sein muss und umgekehrt. Deshalb begleiten und unterstützen wir auch gerne Studentinnen im Schwangerschaftskonflikt.
Denn nicht das Klima, sondern Kinder sichern das Überleben der Menschheit. Die Bewahrung der Schöpfung schließt entweder den Menschen mit ein oder sie kann sich nicht auf einen christlichen Konsens berufen.
Ein weiteres Anliegen von uns „Christen für Gießen“ ist es, besonders in diesen psychisch belastenden Corona-Zeiten Kommilitonen mit suizidalen Gedanken wahrzunehmen und ihnen zu helfen.
Wir „Christen für Gießen“ heißen an der JLU alle ausländischen Studenten herzlich willkommen. Unsere besondere Verbundenheit gilt dem jüdischen Volk. Denn Gott sagt zu Abraham: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ (Genesis 12,3) Beides, den Segen und den Fluch, haben wir in Deutschland erlebt. Deshalb sind wir als „Christen für Gießen“ gegen jede Form von Antisemitismus, sowohl von links als auch von rechts, und setzen uns dafür ein, die wissenschaftlichen und organisatorischen Beziehungen zu Israel in Forschung, Kultur und Kunst auch an der JLU auszubauen. Denn die Freundschaft zu Israel nimmt dem Antisemitismus die Macht.
Kontakt: Selina.M.Hoehl@lehramt.uni-giessen.de