Vor einigen Tagen begann ein Specht an unser Haus zu klopfen. Wir dachten, das Problem sei nur äußerlich. Dann stiegen mein Sohn und ich mit einer Leiter auf das Dach, um den Specht zu verjagen. Doch wir stellten fest, dass das Problem schlimmer war, als wir vermutet hatten: Er befand sich innerhalb des Hauses.

Als Jesus in Jerusalem ankam, hoffte die Menge, dass er derjenige sein würde, der ihre äußeren Probleme – ihre Unterdrückung durch die Römer – lösen würde. Sie freuten sich und riefen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“ (Matthäus 21,9) Dies war der Moment, auf den sie gewartet hatten. Gottes ernannter König war gekommen. Wenn Gottes auserwählter Befreier angefangen hätte, Dinge zu reformieren, dann würde er zuerst mit den äußeren Problemen, den Feinden Israels, beginnen. Darauf hoffte das Volk damals.

Doch in den meisten Evangeliumsberichten folgt dem „Siegeszug“ jedoch, dass Jesus ausbeuterische Geldwechsler aus dem Haus Gottes, dem Tempel, vertrieb, zerbrochene Herzen heilte, geistlich Gefangene befreite und durch Heilungen die Herzen veränderte. Er räumte zuerst mal innen auf.

Das passiert, wenn wir Jesus als König begrüßen. Er kommt, um die Dinge in Ordnung zu bringen – und er beginnt bei uns. Er konfrontiert uns erstmal mit den Herausforderungen in unserem eigenen Leben. Jesus auf dem Esel ist wie die Krieger im trojanischen Pferd. Das Pferd wurde als Symbol des Friedens begrüßt, aber sein letztendliches Ziel war die bedingungslose Kapitulation, wie auch Jesus von uns eine vollkommene Hingabe erwartet. Denn nur so können wir in Einklang mit Gott leben, und erst danach können wir auch Frieden mit unseren Nächsten und unserem Umfeld schließen. 

“Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst” bringt es auf den Punkt. Denn wenn wir uns selber nicht lieben, wie sollen wir dann unseren Nächsten lieben? Es fängt immer bei uns selber an.

Durch die Corona-Vorsichtsmaßnahmen und die Lockdowns verbringen wir schon fast ein Jahr lang viel mehr Zeit zu Hause. Die meisten sind das nicht gewöhnt und müssen sich an eine neue Situation in ihrem eigenen Haus gewöhnen. 

Durch die vielen Vortragsabsagen im letzten Jahr bin ich im selben Boot und wurde auch mit dieser neuen Situation konfrontiert. Plötzlich mische ich mich zum Beispiel in Dinge ein, die vorher nicht meine Angelegenheit waren, weil ich oft auf Reisen war. Manchmal brauche ich meine Ruhe, wenn ich einen neuen Rundbrief schreibe oder an einem Immobilienvertrag arbeite. Und schon toben meine Kinder rum. Ihnen fällt auch schon die Decke auf den Kopf, weil sie lange Zeit ihre Freunde nicht mehr gesehen haben. Das führt zu Spannungen in den Familien.


Wie gehst du damit um? 

Auf der einen Seite können wir es platzen lassen, wie das Volk vor 2.000 Jahren, die von dem gekommenen Messias enttäuscht waren, weil er ihre äußeren Probleme nicht löste. Oder wir können diese Corona-Situation willkommen heißen, indem wir sie als Chance betrachten, einmal richtig von innen aufzuräumen. Qualitative Zeit mit unseren Ehepartnern und Familie verbringen, einander näher kommen und tiefer kennenlernen. Plötzlich stellen wir fest, dass wir – ohne dass wir es merkten – all die Jahre zu viel Zeit im Geschäft oder mit anderen Menschen verbracht und die Familienzeit dadurch vernachlässigt haben. So sehr, dass wir wieder neu lernen müssen, wie man sich miteinander unterhält und sich dabei gegenseitig in die Augen schaut, ohne das Handy in der Hand. 


Mach es zu deiner Chance

Wenn wir die uns jetzt gegebene Zeit zu Hause gut nutzen, um Gott näher zu kommen, im eigenen Herzen aufzuräumen und eine gesunde Familienbeziehung dadurch neu aufzubauen, dann werden wir staunen, wie einfach es ist, auch mit anderen Frieden zu bewahren. Dann strahlt deine Familie eine göttliche Stärke aus, die auf einer Seite den Feind fern von dir hält und auf der anderen Seite attraktiv für die Menschen in deinem Umfeld ist, die sich dann mehr für deine Beziehung mit Gott interessieren. Irgendwann kommen sie dann auf dich zu und fragen, was dein “Geheimnis” ist?

Immer wenn das Volk Israel Gott gehorsam und im Frieden mit Gott war, herrschte Frieden im Land. Sobald sie aber anderen Götzen dienten, wurden sie dauernd von ihren Feinden angegriffen. So ist es auch mit uns persönlich. Die vielen Lockdowns können nerven, aber sie sind auch eine Gelegenheit, Frieden mit Gott zu machen und eine geistlich gesunde Familie aufzubauen. Das geht nicht von heute auf morgen, es ist ein Prozess. Ich bin auch gerade dabei und muss hierbei gestehen, dass es nicht einfach ist.

Natürlich konnte Jesus mit einer herbeigerufenen göttlichen Armee die Römer besiegen und Israel sofort befreien, aber dann kämen danach wieder neue Feinde. Jesus wusste, warum er erst die Herzen erreichen wollte. Persönlicher Frieden zuerst mit Gott führt dann zu Frieden in der eigenen Familie, dann mit deinem Nächsten, Nachbarn, Volk, Nationen. Das ist die Reihenfolge.

Ich möchte euch ermutigen, wenn ihr euch gerade in solch einer Situation befindet. Wenn ihr gerade solche Konfrontationen in der eigenen Familie durchmacht. Jeder Heilungsprozess geht durch Schmerz, bevor die Wunde heilen kann. Als mich in einem meiner Militäreinsätze einmal eine Kugel im Arm erwischte, haben meine Kameraden mit einem Schweizer Taschenmesser die Kugel aus meinem Arm ohne Betäubung rausgepult. Der Schmerz war fast unerträglich, aber notwendig, denn nur so konnte die Wunde letztendlich wieder ausheilen. 

Oft versuchen wir Probleme zu lösen und verstehen nicht, warum es uns nicht gelingt oder warum es so lange dauert. Dabei befindet sich der Specht in uns selber, der uns kaputt macht, wenn wir dem nicht ein Ende machen. Schau mit Hoffnung nach vorne und betrachte die schwierige, komplexe Situation als den Schmerz, der vor der Heilung kommt. Gott wird dich niemals hängen lassen.


Quelle: Doron Schneider, Wie kann der Lockdown zum Benefit werden? (Newsletter vom 28.01.2021)

Wenn wir alle durch einen Virus umkommen sollten,
lassen Sie diesen Virus uns treffen,
während wir vernünftige und menschliche Dinge tun –
beten, arbeiten, unterrichten, lesen, lobpreisen,
die Kinder baden, bedürftigen Menschen helfen, trösten …
und nicht wie verängstigte Schafe
zusammengekauert an einen Virus denken.

Doron Schneider, Was können wir von dem Coronavirus lernen? (Newsletter vom 17.03.2020)

Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Kontakt: doronschneider.de