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In den Tagen vor der Kommunalwahl in Hessen hatten einige hessische Schulen als Sozialkunde-Gruppenprojekt ein Interview mit einer direkt an der Wahl beteiligten Persönlichkeit aufgelegt, um zu lernen, wie man sich eine Meinung im politischen Bereich bilden kann. Eine Abordnung der von dieser Aufgabe betroffenen Schüler aus der Gemeindejugend der Bibelgemeinde Nordrhön in Hünfeld befragte in diesem Zusammenhang unseren Hünfelder Kreistagskandidaten Peter Schäfer von Reetnitz. Dieses Interview legen wir hier ungekürzt vor.

Herr Schäfer von Reetnitz, was hat Sie bewegt, Politiker zu werden?

Nun, Gott hat den Menschen als politisches Wesen geschaffen. Der Mensch ist vom Schöpfer auf Gemeinschaft angelegt, und Gemeinschaft bedeutet immer auch die gemeinschaftliche Ordnung. Ohne die ist eine Gesellschaft auf Dauer nicht existenzfähig. So bezeichnet das griechische Wort „politeia“, von dem sich unser Wort „Politik“ ableitet, sowohl das Verhalten der Bürger im Staat, das öffentliche Leben und die Bürgerrechte als auch das Staatswesen selbst, die Staatsverfassung und den Staat an sich, wobei der Begriff „Staat“ bereits bei der Gemeinde einsetzt. Insofern bedurfte es also keines besonderen Anstoßes von außen, dass ich mich politisch betätige – ich habe es von jeher getan, weil Gott es so vorgesehen hat, dass wir Menschen uns am gesellschaftlichen Zusammenleben beteiligen. Ich bin also kein Politiker im beruflichen Sinne.

Mich stärker und intensiver zu aktivieren ergab sich allerdings aus der persönlichen Erkenntnis, dass jene, die derzeit die Geschicke in unserem Staat lenken, sich längst zu Ungunsten der Gesellschaft verselbständigt haben. Sie schließen den Schöpfer des Universums und seine Weisheit aus ihren Überlegungen aus, indem sie sich selbst für fähig halten, die Aufgaben zu bewältigen, die sich ihnen bei der Verwaltung dieser Schöpfung stellen. Das Ergebnis ist, wie man im Rundblick leicht erkennen kann, ein nahezu irreparables Chaos (Klimawandel, Abfälle in Landschaft und Meeren, Krankheiten usw.). Um dem ein Gegengewicht entgegenzusetzen und dem Schöpfer in der mehr und mehr entarteten Gesellschaft wieder Stimme zu verleihen, engagiere ich mich in der Partei „Bündnis C – Christen für Deutschland“.

Wieso sind Sie genau in dieser Partei?

Die etablierten Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, Linke, AfD und wie sie sich alle nennen) haben sich – wie bereits bemerkt – von den Grundlagen der Schöpfungsordnung Gottes so weit entfernt, dass sie für wiedergeborene, bewusste, praktizierende Christen einfach nicht mehr wählbar sind. Ich halte aber das Wahlrecht, das uns in der Demokratie geschenkt ist, auch für eine Wahlpflicht. Denn wenn ich dieses Recht nicht für mich in Anspruch nehme, habe ich damit auch das Recht verspielt, mich über die Entscheidungen der Obrigkeit zu empören oder zu beschweren. Zwar erheben die Unionsparteien CDU und CSU nach wie vor den Anspruch, „christliche Parteien“ zu sein. Dem widerspricht aber eklatant ihre eigene Programmatik: Sie sprechen Ungeborenen das Lebensrecht ab; reißen in der Asylfrage Familien auseinander; stellen die Wirtschaftsrechte juristischer Personen (Firmen, Konzerne, Multis) über die der einzelnen Person im Gemeinwesen; befördern massiv den derzeit grassierenden Gender-Schwachsinn usw.

Die Partei „Bündnis C – Christen für Deutschland“ bietet mir dementgegen eine Plattform, deren Grundlage die Schöpfungsordnung Gottes ist. Deshalb kommt eine andere Partei für mich nicht in Frage.

Was macht Ihre Partei denn aus?

Wo Menschen sich der Realität Gottes bewusst sind und seine sittlichen Normen praktizieren, resultiert daraus ein dienender und transparenter Politik- und Regierungsstil sowie eine Freiheit von Einzelinteressen, Ideologien und den Moden des Zeitgeistes einer jeweiligen Zeit und Kultur (1 Kor 7,23; 1 Joh 2,15-16). Politiker sind so wirklich frei, ihrem ungetrübten Gewissen und den besten Argumenten und Konzepten zu folgen.

Bündnis C ordnet sich daher nicht in das gängige Schema von „Links“, „Mitte“ oder „Rechts“ ein. Auf unserer ethischen und geistigen Grundlage sind wir frei, inhaltlich und unvoreingenommen andere Ansätze und Ideen zu prüfen, gemäß dem biblischen Grundsatz: „Prüfet alles, das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21). Wir sehen uns als Partner all derer, die sich dem Deutschen Grundgesetz beziehungsweise den universellen bürgerlichen Freiheitsrechten und der Menschenwürde verpflichtet wissen und ihre Programmatik danach ausrichten.

Bündnis C distanziert sich in aller Entschiedenheit von den politischen Ideologien des Marxismus beziehungsweise Sozialismus oder Kommunismus in allen seinenVarianten, und vom Nationalsozialismus beziehungsweise Rassismus in allen seinen Varianten. Bündnis C distanziert sich ebenso in aller Entschiedenheit vom Gender-Mainstreaming, vom Feminismus und von einem naturalistischen Humanismus, demgemäß der Mensch die Maßstäbe für Gut und Böse letztlich willkürlich bestimmt. Ebenso beobachten wir den politischen Islam sowie Spielarten des Okkultismus und Spiritismus mit Sorge. Bündnis C erkennt in den genannten Ideologien und Strömungen Gefahren für den freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat und für unser Gemeinwesen. Dennoch muss die Auseinandersetzung mit denjenigen, die solche Überzeugungen haben, stets fair und sachlich verlaufen.

Welche Werte vermittelt Ihnen Ihre Partei?

Das christliche Prinzip von Regierung ist ein anderes als dasjenige, was in der Geschichte der Menschheit meist praktiziert wurde und wird. Hierzu sagt der Herr Jesus Christus: „Die als Herrscher über die Völker gelten, beherrschen sie durch Gewalt und missbrauchen ihre Macht. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein“ (Mk 10,42-43).

Der politische Diskurs, Betrieb und die persönlichen Begegnungen innerhalb der Partei sind im Geist Christi mit der gebotenen Liebe zum Mitmenschen, der Demut, der Reinheit der persönlichen Motive und dem ungetrübten Glauben an Gott und sein Wort zu führen. Genauso sind sie in der Liebe zur Wahrheit zu führen. Der Herr Jesus Christus sagt hier: „Eure Rede sei ja, ja oder nein, nein,alles andere ist vom Bösen“ (Mt 5,37).

Politiker, die wissentlich die Unwahrheit sagen, die manipulieren oder die Versprechen abgeben, ohne die Absicht sie zu halten, sollten bei Bündnis C nicht zu finden sein. Eine politische „Ethik“ im Sinne Machiavellis, nach der Regierende zum Wohl der Bevölkerung lügen müssen und der Zweck die Mittel heiligt, lehnen wir ab.

Gerade Christen sind sich aber auch der Endlichkeit und Fehlerhaftigkeit jedes Menschen bewusst. Auch christliche Politiker werden nicht fehlerfrei sein. Der christliche Glaube verlangt die Bereitschaft zur Einsicht und Korrektur und gegebenenfalls zu klaren Konsequenzen, genauso aber auch die Bereitschaft zur Vergebung und zu einem Neubeginn. Wer begangene Schuld und vorhandene Unzulänglichkeit bekennt, ist höher zu achten als einer, der sie verbirgt.

Ohne das aufrichtige Beherzigen dieser Tugenden wird die Zusammenarbeit wenig gedeihlich und Gottes Segen ausbleiben.

Ein streitbares und vernunftgemäßes Ringen konkreter Argumente und Gegenargumente um den richtigen Weg ist ausdrücklich erwünscht. Auch Zorn über Sünde, Unwahrhaftigkeit und Ungerechtigkeit darf artikuliert werden. Doch muss er eingebettet sein in die Vergebungsbereitschaft den Mitchristen gegenüber, wie es unser Herr und Retter Jesus Christus geboten hat. Auch der Apostel Paulus schrieb „Lasst die Sonne über eurem Zorn nicht untergehen!“ (Eph 4,26).

Die Bibel gibt uns auf, für den überlieferten Glauben entschieden einzutreten und seine Wahrheiten nicht zu verlassen. Gleichermaßen ist Bündnis C überkonfessionell und besteht zum Beispiel aus Gliedern katholischer, evangelischer und freikirchlicher Denominationen mit jeweils verschiedenen Auslegungsverständnissen. Wir wollen uns hierfür an das biblische Prinzip halten: „Nicht über die Schrift hinaus!“ (1 Kor 4,6) sowie an das Gebot, sich nicht dem Denken des Zeitgeistes oder anderen menschlichen Denkkonzepten anzupassen (Röm 12,2; Kol 2,8).

Bündnis C verwahrt sich sowohl davor, den biblisch-traditionellen Rahmen zu verlassen, aufzuweichen oder umzudeuten, als auch von einer bestimmten christlichen Ausrichtung vereinnahmt zu werden. Von manchen religiösen oder religionsphilosophischen Ausrichtungen distanziert sich Bündnis C ausdrücklich, so von jeder Form der Bibelkritik; von feministischer oder emanzipatorischer Theologie; von der postmodernen Theologie, die die Wahrheit und die Möglichkeit der Wahrheitserkenntnis leugnet oder relativiert; von der Befreiungstheologie beziehungsweise der marxistisch-sozialistisch beeinflussten Theologie sowie von Konzepten, welche die Trennung von Staat und Kirche in Frage stellen; von Synkretismus, also der Vermischung mit Elementen anderer Religionen jeder Couleur und vom religiösen Irrationalismus sowie der übermäßigen und nicht biblisch fundierten Bezogenheit auf Übersinnliches. Sie sehen: Grundsatz und Maßstab für die von Bündnis C vertretenen Werte ist stets und in allem die Bibel, das Wort Gottes.

In welchen Bereichen sind Sie aktiv, und konnten Sie schon etwas bewegen oder erreichen?

Auf der Landesebene Hessen arbeite ich beratend mit; auf der Bezirksebene Kassel und der Kreisebene Fulda bin ich mit im Vorstand. Bei der kürzlich stattgefundenen Kommunalwahl in Hessen konnten wir drei Personen in kommunalen Gremien etablieren. Das bedeutet: In drei kommunalen Gremien (Kreistag, Stadtrat, Gemeinderat) wird jetzt wieder zu hören sein, was Gott, der Schöpfer, zu den zu beratenden Themen sagt.

Stimmen Sie in allen Belangen mit Ihrer Partei überein?

Natürlich nicht! Wer behauptet, er sein rundum mit allem einverstanden, was seine Partei sagt nach dem Motto: „Die Partei hat immer recht“, der lügt entweder, oder er unterwirft sich einem parteilichen Meinungsapparat, ohne sich eigene Gedanken über die jeweilige Sachlage zu machen. Aber natürlich bin ich stets bemüht, zu einer Einmütigkeit zu kommen und prüfe deshalb stets alles, was mir vorgetragen wird, am Tenor des Wortes Gottes.

Was tun Sie, um Menschen für Ihre Partei zu begeistern?

Ich kläre auf. Ich werde zu Vorträgen über aktuelle politische Fragen eingeladen und stelle dabei klar, wie sich die von verschiedenen Seiten vorgetragenen Lösungen im Hinblick auf die Schöpfungsordnung Gottes auswirken. Voraussetzung ist immer, dass man mich fragt oder anfragt. Ich bin nämlich auch Prediger und wehre mich dagegen, dass mein politisches Handeln mit der Predigttätigkeit in einen Zusammenhang gestellt wird. Bei einer Predigt geht es darum, Menschen zu vermitteln, was Gott in seinem Wort sagt. Da ist kein Platz für die ausschließlich weltlichen Angelegenheiten.

Wo liegen die Stärken Ihrer Partei, wo ihre Schwächen?

Unsere Stärke liegt vor allem anderen im Gebet. Wir sind uns bewusst, dass die Bauleute vergebens bauen, wenn sie ohne Gott bauen. Das heißt, dass es bei Bündnis C keine Entscheidungen gibt, die nicht gemeinschaftlich erbetet worden sind. Dabei freue ich mich immer wieder darüber, dass der Herr diese Beständigkeit belohnt und in den Beratungen Einmütigkeit schenkt.

Eine Schwäche unserer Partei ist die überschaubare Wählerschaft. Wahres Christentum hat in unserer heutigen Gesellschaft nur einen geringen Stellenwert. Die Menschen sind eher daran interessiert, jeden sich ihnen bietenden Vorteil zu nutzen, als daran, dass es gerecht zugeht. Deshalb können wir nicht auf eine breite Wählerschaft zurückgreifen.

Dennoch kämpfen wir unverdrossen weiter und betrachten es als einen Erfolg, wenn wir in einem parlamentarischen Gremium auch nur eine Person etablieren können. Denn damit bringen wir eine Stimme in das entsprechende Gremium, die sich für die Beachtung des Willens des Schöpfers erhebt und aufdeckt, wo manipuliert oder zum Schaden aller gehandelt wird.

Was kritisieren Sie an Ihrer Partei? Was würden Sie anders machen?

Das Schwergewicht unserer politischen Arbeit liegt darauf, den Menschen eine Politik vorzustellen, die für den Einzelnen das größtmögliche Wohl nach dem Willen Gottes und seiner Schöpfungsordnung verwirklichen kann. Das bedeutet, wir alle sind praktizierende Christen und stehen mit beiden Füßen fest auf dem Boden, der die Grundlage der Machbarkeit einer solchen Politik ist. So gesehen, sind wir alle Praktiker und keine Ideologen, denn biblischer Glaube ist keine Ideologie. Bei uns gibt es keine Berufspolitiker. Wir sind Handwerker, Fabrikarbeiter, Büro- oder Kaufleute.

Daher fehlt uns allen eine gewisse „Polit-Professionalität“. Das ist in der politischen Landschaft Deutschlands und Europas zweifellos ein Manko, das auch durch Wissen und Intelligenz nur schwer auszugleichen ist. Dennoch sind wir darum bemüht, hier durch Fleiß und Einsatzbereitschaft zu einem gewissen Ausgleich zu kommen.

Wenn ich allerdings versuchen wollte, an dieser Sachlage etwas zu ändern, sozusagen „daran zu drehen“, dann befände ich mich sofort in der misslichen Lage, manipulativ zu handeln. Deshalb: Nein, ich würde nichts anders machen!

Was macht Ihre Partei, um dem sinkenden Wahlinteresse entgegenzuwirken?

Wir machen den potenziell Wahlberechtigten ihre Rechte deutlich, wir zeigen ihnen die Alternative auf, wie gefährlich es ist, in unserer Zeit, in der zunehmend viele Dinge ihre feste Basis, ihr Fundament verlieren, nicht Farbe zu bekennen und nicht kundzutun, wie man selbst über diese Dinge denkt.

Dies geschieht bei Veranstaltungen, in denen Bündnis C seine Grundsätze und Eckpunkte vorstellt, sowie in persönlichen Gesprächen. Wir versuchen, durch verstärkte Kontakte in unserer jeweiligen Wohnumgebung der Kommunikation unter den Menschen wieder den erforderlichen Raum zu verschaffen, in dem man sich einerseits um gemeinsame Lösung anstehender Probleme bemüht und andererseits auch und gerade Persönliches austauscht.

Mit welchen (Werbe-)Maßnahmen machen Sie auf Ihre Partei aufmerksam?

Wir veranstalten öffentliche Vortragsreihen zu aktuellen Themen, wobei wir diese unter dem Licht biblischer Grundsätze darstellen. Wir veröffentlichen die Zeitschrift „Eindruck – Magazin für Politik von Bündnis C“, in der wir uns zu aktueller Politik äußern. In Zusammenarbeit mit anderen christlichen Werken entwickeln und veröffentlichen wir Flyer zu aktuellen Fragen und bringen sie unter die Leute. Wir versuchen, verstärkt in den lokalen Medien aufzutreten, indem wir öffentlich Fragen stellen, die die Menschen bewegen. Und natürlich plakatieren wir bei jeweils anstehenden Wahlen – Fast jeder kennt unsere Wahlplakate, die sich immer auf einen biblischen Grundsatz beziehen. Und wir pflegen natürlich unsere Homepage.

Begründen Sie den Hintergrund der Farben Ihrer Partei.

Nun, die Farben grün und blau haben wir bei unserem Zusammenschluss von der christlichen Fraktion im Europa-Parlament übernommen, der wir angehören – dem „European Christian Political Movement“. Dabei bedeutet das Moosgrün den christlichen Hintergrund unserer Politik, was sich aus dem moosgrünen „C“ in dem Schriftzug „ecpm“ ergibt. Das Blau kennzeichnet Europa, dem wir uns zugehörig fühlen. Das schräggestellte rote Dreieck im Grün beziehungsweise über dem „U“ zeigt, dass wir konfessionsübergreifend arbeiten.

Herr Schäfer von Reetnitz, wir bedanken uns für dieses Gespräch!